Warum Fensterscheiben und Co. für Vögel so gefährlich sind

Es gibt viele menschengemachte Objekte, die einem fliegenden Vogel den Weg verstellen. Besonders gefährlich für die Tiere ist Glas, denn für sie ist es unsichtbar. Schätzungsweise über 100 Millionen Vögel in Deutschland sterben im Zusammenhang mit einem Aufprall gegen Fenster und Glasfassaden.
Das ergeben Hochrechnungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW). Denn Vögel erkennen Glasflächen nicht als Hindernis. Sie sehen nur die Landschaft, die durch das Glas scheint oder sich darin spiegelt. Dann prallen sie mit hoher Geschwindigkeit gegen die gläsernen Fronten, brechen sich das Genick oder ziehen sich eine tödliche Gehirnerschütterung zu. Da immer mehr Glas verbaut wird, steigt die Zahl der verunglückten Vögel höchstwahrscheinlich weiter.

Anprallstellen am Glas - Gefiederabdruck
Anprallstellen am Glas - Gefiederabdruck

Das Projekt: Kleine Künstler, großer Schutz. Wie Kinder in Pfaffenweiler Glasflächen vogelsicher machen

Die Idee und Motivation

Die Inspiration für das Projekt kam Jörg Rendler durch die Beobachtung von Vogelanprall an Glasflächen – auch an der Bushaltestelle am Ortseingang. „Die entscheidenden Inspirationen – sowohl zum Ausmaß, Hintergrundinformationen wie auch zu Problemlösungen - kamen durch Broschüren der schweizerischen Vogelwarte und weiterer Mitherausgeber aus Österreich und Deutschland sowie des NABU.“, erklärt er. Besonders am Herzen liegt Rendler der Vogelschutz, da viele Vogelarten gefährdet sind und sich ihre Lebensbedingungen – auch durch den immer beliebter werdenden Einsatz von Glas an Gebäuden – verschlechtern.

Das Wartehäuschen als erstes Pilotprojekt

Für das Pilotprojekt wurde das Wartehäuschen der Bushaltestelle ausgewählt – zwar waren hier bereits die bekannten schwarzen Vogelsilhouetten angebracht, doch diese reichten nicht aus. Damit die Vögel den Scheiben tatsächlich ausweichen und nicht versuchen, zwischen den schwarzen Aufklebern hindurchzufliegen, darf der durchsichtige Abstand nur maximal so breit wie eine Hand sein. Auch die Farbwahl ist ausschlaggebend für die Wahrnehmung der Vögel: Orange, Rot, Weiß und Schwarz sind für Vögel gut zu erkennen, solang die Striche und Motive eine bestimmte breite haben. Rendler wandte sich an den Klimabeirat und Bürgermeister Lukas Mahler – und traf auf offene Ohren: „Die Bereitschaft unseres Bürgermeisters, die Anpassung zu unterstützen, hat das Projekt ermöglicht“, betont der Initiator.

Kreative Umsetzung mit Kindern

Unterstützung bekam das Projekt auch vom Gemeindekindergarten Pfaffenweiler: „Die Kinder waren die Hauptprotagonisten bei der Umsetzung. Sie konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen.“, schildert Lucas Rendler, der das Projekt als Erzieher mit zwei Kolleginnen aus dem Gemeindekindergarten begleitete. In der Wahl ihrer Motive waren die Kinder völlig frei – diese beeinflussen den Flug der Vögel nicht.
„Entscheidend war die richtige Vorbehandlung der Glasflächen, das Aufbringen geeigneter Glasmalfarben sowie die Auswahl von Motivgrößen und Abständen, die den Vogelschutz sicherstellen“, Jörg Rendler.
„Ich finde es sehr wichtig, auch solche Themen im pädagogischen Alltag aufzugreifen, da der Umwelt- und Naturschutz und auch Nachhaltigkeit weiterhin in den nächsten Jahren ein großes Thema sein wird.“, schildert Lucas Rendler.

Trotz niedriger Temperaturen, wodurch die Farbe schwerer trocknete, und die großen Glasflächen, die Geduld und Ausdauer erforderten, ließen sich die kleinen Künstler nicht entmutigen. „Durch Kleinversuche und die Unterstützung der Erzieherinnen konnten wir die Schwierigkeiten bewältigen“, berichten die Rendlers.

Nachhaltige Wirkung und Ausblick

Für Jörg Rendler ist die Bushaltestelle vor allem eines: ein Anfang. Langfristig erhofft er sich, dass das Projekt Aufmerksamkeit erregt und zu weiteren Einsätzen dieser Art inspiriert. Er plant, auch andere Orte und Gemeinden für solche Initiativen zu gewinnen. „Es gibt viele Möglichkeiten, Glasflächen vogelsicher zu gestalten“. Mitwirkende für die gestalterische Umsetzung können sein, weitere Kindergärten und Schulen bis hin zu Seniorenprojekten und Kunstaktionen“, sagt er. „Ich hoffe auf weitere Freigaben für ähnliche Projekte, dafür stehe ich auch gerne als Ansprechperson bereit“.

 

Regelmäßige Kontrollen sollen zeigen, wie wirksam die Maßnahmen sind. Erste Beobachtungen stimmen positiv: Seit der Gestaltung der Glasflächen wurde kein neuer Vogelanprall festgestellt.

 


Eine einfache Lösung für zu Hause zum Schutz der Vögel

Ein Aufprall gegen eine Fensterscheibe kann für Vögel tödlich enden, denn für sie ist Glas unsichtbar. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr etwa 100 Millionen Vögel an den Folgen solch eines Zusammenstoßes. Dabei wäre es so einfach, diese Unfälle zu vermeiden.

 

Vogelschutzmarkierung SEEN Elements, shiny/black 9/90 mm